Die Vereinigten Staaten waren bei ihrer Gründung, in George Washingtons Worten, ein “kindliches Reich”. Die Eroberung des Nationalgebiets war ein großes, imperiales Unternehmen, der großen Expansion des Herzogtums Moskau nicht unähnlich. Seit frühesten Tagen ist die Kontrolle über die Hemisphäre ein kritisches Ziel. Ambitionen dazu steigerten sich während des Zweiten Weltkriegs, als die U.S. die Briten und schwächere Imperialmächte verdrängten. Strategen der höchsten Ebene beschlossen, das die U.S. “über unein-geschränkte Macht verfügen sollten,” in einer Weltordnung, die nicht bloß die westliche Hemisphäre einschloss, sondern ebenso das frühere Britische Empire und den Fernen Osten, und später, so viel von Eurasien wie möglich. Ein primäres Ziel der NATO war, Verschiebungen gegen Europa zu blockieren, entlang der Gaullistischen Linie. Das wurde noch klarer als die UdSSR kollabierte, und mit ihr die russische Bedrohung, die die formale Grundlage für das Bestehen der NATO war. Die NATO wurde nicht aufgelöst, sondern eher erweitert, im Bruch mit Versprechen an Michael Gorbatschow, das sich der NATO-Bereich noch nicht einmal komplett nach Ostdeutschland ausdehnen würde, darüber hinaus ganz zu schweigen, und das ” die NATO in eine eher politische Organisation verwandelt würde.” Bis jetzt ist sie praktisch eine internationale Eingreiftruppe unter U.S.-Kommando, deren selbstdefinierte Rechtssprechung nach der Kontrolle über Energiequellen, Pipilines und Seewege greift. Und Europa ist ein sehr disziplinierter Juniorpartner.
Durchweg hat Lateinamerika sein Vorrecht auf globale Vorhaben behalten. Als Washington erwägte, die Allende-Regierung in Chile,1971, zu stürzen, bemerkte Nixons Sicherheitsrat, dass wenn die U.S. Südamerika nicht kontrollieren können, sie nicht erwarten dürften “einen erfolgreichen Auftrag irgendwo sonst in der Welt auszuführen.” Dieses Strategieproblem ist mit Südamerikas Bestrebungen nach Integration ernster geworden, einer Voraussetzung für Unabhängigkeit und Schaffung von verschiedenen internetionalen Bindungen, während man ebenso begann, sich um akute innere Probleme zu kümmern, am wichtigsten, die traditionelle Herrschaft einer reichen europäischen Minderheit über ein Meer von Not und Leid.
Das Problem spitzte sich vor einem Jahr im ärmsten Land Südamerikas Bolivien zu, wo die indigene Mehrheit zum ersten mal die politische Arena betreten und einen Präsidenten aus den eigenen Reihen gewählt hatte, Evo Morales. Nach seinem Sieg in einem Abberufungsreferendum im August 2008, das mit einem steilen Anstieg der Unterstützung seinen Wahlerfolg von 2005 hinter sich ließ, wurde die U.S.-gestützte Opposition im Gegenzug gewalttätig, was zur Ermordung vieler regierungs-loyaler Bauern führte. Als Antwort auf das Massaker gab es ein Gipfeltreffen der UNASUR, der neu zusammengesetzten Union Süd-amerikanischer Republiken. Die Teilnehmer aller Länder Südamerikas — erklärten ihre volle und ganze Unterstützung für die rechtsstaatliche Regierung von Präsident Evo Morales, dessen Mandat von einer großen Mehrheit bestätigt wurde. ” Morales dankte der UNASUR für ihre Unterstützung, und bemerkte “Zum ersten mal in ihrer Geschichte entscheiden die Länder unserer Region selbst, wie sie ihre Probleme lösen, ohne das Beisein der Vereinigten Statten. ”
Ein Ereignis von historischer Bedeutung.
Andere Entwicklungen haben das Problem für U.S.-Pläne verschärft, wie die Entscheidung des Präsidenten Equadors, Rafael Correa die Nutzung der Militärbasis Manta zu beenden. Die letzte, die für die U.S. in Südamerika noch zur Verfügung stand.
Im Juli 2009 vereinbarten die U.S. und Kolumbien eine geheime Vereinbarung, die es den U.S. gestattet sieben Militärbasen in Kolumbien zu nutzen. Das offizielle Anliegen ist es, Drogenverkehr und Terrorismus zu bekämpfen, “aber ältere kolumbianische Militärs und zivile Regierungsangestellte, die mit den Verhandlungen vertraut sind, berichteten (der Zeitung) The Associated Press das Motiv ist, Kolumbien zum regionalen Stützpunkt für Militäroperationen des Pentagons zu machen,” berichtete AP. Es gibt Berichte, dass das Abkommen Kolumbien das Privileg des Zugriffs auf Militärlieferungen bietet. Kolumbien ist bereits führender Empfänger U.S.-amerikanischer Militärhilfen (neben Israel-Ägypten, ein anderes Thema). Kolumbien hat bei weitem das schlimmste Gutachten durch human rights in der Hemisphäre, seit die zentralamerikanischen Kriege in den 80-ern überwunden wurden. Die Beziehung zwischen US-Hilfen und Verstößen gegen Menschenrechte sind von der Wissenschaft längst wahrgenommen worden.
AP zitierte ebenfalls ein Dokument des U.S. Air Mobility Command von 1999, in dem vermutet wird, dass die Palanquero Basis in Kolombien ein “Sicherheitskooperationsstützpunkt” (CSL) werden könnte, von dem ausf “mobile operationen ausgeführt werden könnten.” Der Bericht merkt an, dass von Palanquero aus “fast die Hälfte des Kontinents von C-17 (Militärtransporter) ohne Auftanken erreicht werden kann.” Das könnte Teil einer “globalen Lösungsstrategie” sein, die “die regionale Einmischungsstrategie unterstützt und der die Transportsteuerung in Afrika als Vorbild dient.” Im Moment “sollte die Strategie, einen CSL bei Palanquero einzurichten, ausreichen für den mobilen Luftzugriff auf dem südamerikanischen Kontinent”, entscheidet die Dokumentation, aber sie fährt fort Möglichkeiten zu erkunden, wie man die Steuerung wie in Afrika mit zusätzlichen Basen erweitern kann.
Am 28. August traf sich UNASUR in Bariloche (Argentinien) um die Militärbasen zu beurteilen. Nach ausführlicher interner Debatte, betonte die letzte Erklärung, dass Südamerika als “Boden des Friedens” bewahrt und das ausländische Militärkräfte die Souveränität oder Integrität keiner Nation der Region bedrohen dürfen. Der südamerikanische Verteidigungsrat wurde angewiesen, das Dokument des Air Mobility Commands zu untersuchen. Probleme bei der Ausführung wurden auf Folgetreffen vertagt.
Die offizielle Begründung der Militärbasen konnte der Kritik nicht ungeschoren entkommen. Präsident Morales war teilweise verbittert, wegen seines Hintergrunds in der Coca-Züchter-Gewerkschaft. Er sagte, er habe miterlebt, wie U.S.-Soldaten die bolivianische Truppen begleiteten, auf seine Gewerkschaftsmitglieder schossen. “Also sind wir jetzt Drogen-terroristen,” fuhr er fort. “Als sie uns nicht mehr Kommunisten nennen konnten, nannten sie uns Subversive, dann Rauschgifthändler und seit der Attacke vom 11. September 2001, Terroristen.” Er warnte davor, dass “die Geschichte sich in Lateinamerika wiederholt.”
Morales bermerkte, dass die schließliche Verantwortung für die Gewalt in Südamerika bei den amerikanischen Konsumenten illegaler Drogen liege: “Wenn die UNASUR Truppen in die U.S.A. schickte, um den Konsum zu kontrollieren, würden sie es tolerieren? Unmöglich!”
Morales’ rhetorische Frage kann erweitert werden. Stellen Sie sich vor,die UNASUR, oder China, oder viele andere verlangten das Recht, in Mexiko Militärbasen zu errichten, um ihre Programme zur Ausmerzung von Tabak in den U.S.A. durchführen zu können, durch Bekämpfung aus der Luft in Nord-Karolina und Kentucky, durch Einsätze von See aus oder durch Luftkräfte, und Einsatz von Inspektoren um sicherzustellen, dass das Gift auch ausgetilgt wird — das wesentlich tödlicher ist, als Kokain oder Heroin, und unvergleichbar mit Cannabis. Die Steuer auf Tabakkonsum, die Passivraucher miteinschließt, weil sie ernsthaft gefährdet sind, obwohl sie gar keinen Tabak brauchen, ist wirklich fürchterlich, die tödlichen Wirkungen anderer gefährlicher Substanzen dagegen ein Scherz.
Die Idee das Außenstehende von der Produktion und dem Vertrieb dieser tödlichen Stoffe betroffen sein sollten, ist vollkommen unvorstellbar. Die Tatsache, dass die Rechtfertigung der Amerikaner für ihr Drogenprogramm im Ausland als plausibel hingenommen, sogar als diskussionswürdig betrachtet wird, ist eine anderes Bild von der Tiefe der Imperialen Mentalität.
Auch wenn wir imperiale Denkarten übernehmen, ist es schwer, die angekündigten Ziele des “Drogenkriegs” ernst zu nehmen, trotz erheblicher Belege dafür, dass andere Massnahmen — Vorsorge und Behandlung — wesentlich kosten-effektiver sind, und trotz des stetigen Versagens der Kriminalisierung im eigenen, und der Gewalt und chemischen Kriegsführung im Aus-land.
Letzten Februar gab die Lateinamerikanische Drogen- und Demokratiekommission ihre Analyse des amerikanischen Drogenkriegs in den vergangenen Jahrzehnten heraus. Die Kommission, der der frühere Lateinamerikanische Präsident Fernando Cardoso (Brasilien), Ernesto Zedillo (Mexiko), and César Gavíria (kolumbien) vorsitzten, zog den Schluss, dass der Drogenkrieg komplett versagt hat und einen drastischen Strategiewechsel erfordere, weg von gewaltbeladenen Maßnahmen im In- und Ausland, zugunsten günstigerer und effektiverer Maßnahmen. Ihr Bericht hatte keine nachweisbare Wirkung, genau wie frühere Studien und historische Berichte keine hatten. Das wiederum untermauert den Schluss, dass der “Drogenkrieg” — wie der “Krieg gegen das Verbrechen” und “der Krieg gegen den Terror” — aus anderen Gründen fortgesetzt wird als aus den angegebenen, und die durch die Folgen enthüllt werden.
US-Militärbasen in Kolumbien zu errichten ist nur ein Teil eines wesentlich breiter angelegten Versuchs, Washingtons Leistungsfähigkeit für militärische Interventionen wieder herzustellen. Es hat einen steilen Anstieg amerikanischer Militärhilfen und der Ausbildung latein-amerikanischer Offiziere gegeben, mit einem Schwerpunkt auf leichten Infanterietatiken um “Radikalen Populismus” zu bekämpfen — ein Konzept, das einem im lateinamerikanischen Kontext einen Schauer das Rückgrat hochjagt. Militarische Ausbildung wurde vom State Department auf das Pentagon übertragen, Menschenrechte und demokratische Vorsätze dabei unter Aufsicht des Senats umgangen, der immer schwach, aber zumindest ein Abschreckungsmittel vor den schlimmsten Mißbräuchen war. Die vierte US-Flotte, die 1950 aufgelöst wurde, ist 2008 reaktiviert worden, kurz nach Kolumbiens Überfall auf Equador, mit der Verantwortung für die Karibik, Zentral- und Südamerika und die umliegenden Gewässer. Offizielle Stellungnahmen legen seine “verschiedenen Aufgaben” fest, auf “umfassende Bekämpfung des Drogenhandels, Theater Security Cooperation, militärische Zusammenarbeit sowie bilaterale und multinationale Übungen.”
Die Aufrüstung Südamerikas ist ein Teil eines wesentlich umfassenderen globalen Programms, wie die “globale Lösungsstrategie” zeigt. Im Irak gibt es so gut wie keine Information über das Schicksal der riesigen amerikanischen Militärbasen, so dass sie vermutlich zur Verbandssicherung weiterhin unterhalten werden. Die immense Stadt-in Stadt-Botschaft in Baghdad bleibt nicht nur bestehen, ihre Kosten sind auch von erwarteten $1,5 Millionen pro Jahr auf $1.8 Millionen in diesem Jahr gestiegen. Obamas Adminstration baut ebenfalls noch nie da gewsene Mega-Botschaften in Pakistan and Afghanistan. Amerika und Großbritannien verlangen, dass die Militärbasis in Diego Garcia, die in vergangenen US-Kriegen intensiv genutzt wurde, nachdem England die Bewohner vertrieben hatte, aus der geplanten Atomwaffen-freien Zone ausgenommen wird, so wie US-Basen von ähnlichen Verpflichtungen, die nukleare Bedrohung im Pazifik zu verringern, befreit werden. Natürlich nicht einmal auf der Tagesordnung steht eine NFWZ im Mittleren Osten, die die angebliche iranische Bedrohung mäßigen, vielleicht beenden würde. Die enorme globale Unterstützung für diese Schritte, einschließlich einer großen Mehrheit der Amerikaner, ist wie üblich irrelevant.
Kurz, Schritte für “eine friedliche Welt” fallen nicht unter “Veränderung, an die du glauben kannst,” um Obamas Wahlkampfmotto zu entlehnen.